Greencent: Nachhaltiges Marketing und Belohnung in einem

Greencent hat ein Treuesystem zur CO2-Einsparung entwickelt. Mit der App erhalten NutzerInnen für eingespartes CO2 als Belohnung Greencents. Damit können sie Angebote in Partnergeschäften erwerben. Wir haben mit Enée Bussac, dem Gründer von Greencent, zu seinem Impact-Startup gesprochen.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Enée Bussac, Greencent: Greencent ist ein Treuesystem, das die Umweltfreundlichkeit belohnt. Über unsere App erhalten Einzelpersonen Treuepunkte. Wir belohnen nach dem Prinzip „1 kg gespartes CO2 = 1 Greencent“. Dafür messen und berichten wir die Einsparungen von CO2-Emissionen unserer Nutzer zugunsten unserer Kunden, die öffentliche oder privatrechtliche Organisationen sind (z.B. eine Stadt).

Anschließend akquirieren wir Partnergeschäfte, die dem Greencent einen Wert geben, indem sie Angebote auf unserem Marktplatz erstellen. Dort können unsere Nutzer ihre Greencents dann ausgeben. Für die Geschäfte fungieren wir als Marketingtool, das lediglich auf Umweltfreundlichkeit beruht. Dadurch helfen wir unseren Kunden ihre eigenen Ziele sowie die Anforderungen der europäischen Regulierung bezüglich der Umwelt zu erfüllen.

Gründer Enée Bussac im Interview.

Je weniger CO2 desto mehr Treuepunkte

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst! 

Greencent: Viele Apps belohnen Einzelpersonen, weil sie sich bewegen bzw. CO2 sparen. Wir unterscheiden uns dadurch von diesen Unternehmen, dass unsere Belohnung ausschließlich auf der relevantesten und bekanntesten Maßeinheit der Umweltverschmutzung basiert: CO2. Dadurch weist unser System drei wesentliche Vorteile auf. Das System …:

  • ist wissenschaftlich, da es auf Referenzzahlen und Messungen des CO2-Fußabdrucks basiert
  • ist pädagogisch, da die Benutzer Belohnungen erhalten, die direkt mit ihren CO2-Emissionseinsparungen verknüpft sind
  • kann als eine Art „Compliance-Tool“ fungieren: Greencents können zur Einhaltung der europäischen Verordnung über Unternehmensemissionen verwendet werden.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory? 

Greencent: Ich habe Anfang 2020 im Rahmen des DLD in München einen Ideenwettbewerb über Zahlungsmethoden gewonnen. Das hat mich auf den Pfad des Unternehmertums gesetzt. Nach ein paar Monaten habe ich Dénes über ein Online-Event für Unternehmer kennen gelernt, organisiert über Zero21. Daraufhin haben wir 2021 an ein paar Inkubationsprogrammen teilgenommen und einige Preise gewonnen. Bis Ende April nehmen Dénes und ich außerdem am Future City Accelerator teil. Victor wiederum habe ich Mitte 2021 über das Cofounders Lab rekrutiert. Er hat unsere App und das Backend erstellt. Wir gründen gerade die Firma zu dritt.

Markttest mit Pilotkunden

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen? 

Greencent: Wie viele Unternehmer waren wir mit dem Henne-Ei-Problem mehrmals konfrontiert: Unsere erste Herausforderung war, einen Entwickler zu finden. Victor überzeugten wir, da ich bereits 2021 das Interesse von Unternehmen, vor allem deutschen Versicherungsgruppen und Sparkassen, geweckt hatte. Dann ließen wir die von Victor entwickelte App von so vielen Personen wie möglich testen und fanden parallel einen Pilotkunden. Mit unserem Pilotkunden in Österreich müssen wir nun beweisen, dass unser Konzept sowohl auf technischer als auch auf kaufmännischer Seite funktioniert, bevor wir uns an weitere Kunden bzw. Investoren wenden.

greencent

Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?

Greencent: Wir haben momentan Nutzerzahlen im dreistelligen Bereich und rund ein Dutzend Geschäfte, die unsere Treuepunkte – die Greencents – als Zahlungsmittel akzeptieren. Wir implementieren gerade unser Produkt im Bezirk Liezen in der Steiermark: Ab Mai können die 80.000 Einwohner des Bezirkes über die Mobilitätsapp Limo (Liezen Mobil) Greencents erwerben und diese bei unseren Partnern vor Ort einlösen können. Unter anderem arbeiten wir hier mit dem Nationalpark, einem Schloss und verschiedenen Läden im gastronomischen Bereich zusammen.

Die Greencents kann man momentan lediglich über umweltfreundliche Mobilität erwerben: Da Liezen ein ländliches Gebiet ist, haben wir mit Mitfahrgelegenheiten angefangen. Ab diesem Sommer werden Nutzer der Limo-App Greencents außerdem über Bus- und Bahnfahrten sowie mit Radfahren sammeln können. Die Belebung der lokalen Wirtschaft ist ein wichtiger Punkt für das Regionalmanagement. Unser grünes Mess- und Belohnsystem kann ebenfalls an Städte und deren Mobilitätsapps angepasst werden. Momentan sind wir im Gespräch mit einer deutschen Großstadt sowie mit der ungarischen Hauptstadt.

Greencent: Unterstützung durch Münchner Ökosystem entscheidend

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Greencent: Die Unterstützung verschiedener Akteure des Münchner Startup-Ökosystems war von Anfang an entscheidend! Durch die Ebridge Alliance, heute ‚Start for Future‘, des SCE der Hochschule München, haben wir unser Geschäftsmodell und unsere Präsentationen deutlich verbessert. Außerdem fanden wir darüber unsere ersten Mitgründer. Wir konnten anschließend von der Unterstützung des MGIS profitieren. Ende 2022 konnte ich Greencent an der Hochschule München vorstellen und Kontakte mit der Münchner Stadtverwaltung knüpfen. Ich werde Greencent von München aus weiter aufbauen, und hoffe auf eine künftige Zusammenarbeit mit der Stadt bzw. der MVG.

Munich Startup: Outsourcen oder selber machen?

Greencent: Es kommt natürlich auf das Thema an. Die App mussten wir selbst aufbauen, deswegen habe ich Hunderte von Entwicklern über Cofounders Lab und Linkedin kontaktiert, bis wir Victor gefunden haben. Ein Grafikdesigner hat 2022 mit uns gearbeitet, so dass wir unser Design ebenfalls intern entwickelt haben, nachdem wir ein paar Freiberufler im Ausland beauftragt hatten. Ich beauftrage ansonsten gerne Spezialisten in weiteren Bereichen: natürlich einen Notar und einen Steuerberater, aber auch eine Beraterin im Datenschutzbereich.

Grundsätzlich gilt: Entweder Geld ausgeben oder mit viel Arbeit und Herausforderungen rechnen.

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