Das Tado Management-Team.
© Emanuel A. Klempa / Tado

Tado strebt via SPAC an die Frankfurter Börse

Das Münchner Startup für intelligentes Raumklima-Management Tado plant seinen Gang an die Börse. Das Unternehmen gab Pläne bekannt, den Schritt über einen Zusammenschluss mit dem SPAC GFJ ESG Acquisition zu gehen.

Die GFJ ESG Acquisition ist eine Special Purpose Acquisition Company (SPAC) mit Sitz in Luxemburg. Sie beschreibt sich selbst als den ersten deutschen SPAC speziell für nachhaltige Technologien. GFJ wurde von dem Ex-Klöckner-Manager Gisbert Rühl gemeinsam mit dem Investor Florian Fritsch und dem ehemaligen Relayr-CEO Josef Brunner aufgelegt. Nach Abschluss des Zusammenschlusses von Tado und GFJ soll die kombinierte Gruppe an der Frankfurter Wertpapierbörse unter dem Namen Tado SE gehandelt werden. Hierfür haben die beiden Unternehmen nun eine Absichtserklärung unterzeichnet. Im Zusammenhang mit dem Unternehmenszusammenschluss will GFJ zudem weiteres Kapital im Rahmen einer Private Investment in Public Equity-Transaktion („PIPE-Transaktion“) beschaffen. Das Münchner Startup geht derzeit davon aus, dass es in der Transaktion mit einen Unternehmenswert von rund 450 Millionen Euro bewertet werden wird.

Die Fusion mit einem SPAC wird oft auch als als Hintertür für den Gang an die Börse bezeichnet, da über diesen Weg die beim IPO-Börsengang üblichen Prozesse für das Unternehmen entfallen. Stattdessen legt meist ein Sponsor den SPAC auf, der auch selbst darin investiert und die unternehmerische Führung dieses Börsenmantels übernimmt. Hat ein SPAC ausreichend Mittel über den eigenen Börsengang eingesammelt, folgt die Akquisition von einem oder auch mehreren nicht an der Börse gelisteten Unternehmen, wodurch diese öffentlich handelbar werden. Auch das Münchner Startup Lilium ging im vergangenen Jahr über die Fusion mit einem SPAC an die Börse.

„Mit vereinten Kräften sind wir perfekt aufgestellt“

Toon Bouten, CEO von Tado, kommentiert:

„Das Tado-Team ist stolz auf die künftige Zusammenarbeit mit GFJ. Uns verbinden die gleichen Werte und die gleiche Leidenschaft für nachhaltige Energietechnologien. Gemeinsam werden wir unseren Kunden helfen, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und dabei auch noch Geld zu sparen. Mit vereinten Kräften sind wir perfekt aufgestellt, unseren Beitrag für eine nachhaltigere Energiezukunft zu leisten.“

Und Gisbert Rühl, CEO von GFJ, ergänzt:

„GFJ und Tado treiben beide auf eine smarte Art und Weise den Kampf gegen den Klimawandel voran. Tado ist schon jetzt ein Marktführer und verkörpert genau das, was eine ganze Welle neuer Greentech-Unternehmen sein will. Mit Kapital und Know-how wollen wir Tado unterstützen, noch stärker zu wachsen und die Technologieentwicklung voranzutreiben. Rund 21 Prozent des Energieverbrauchs in der EU werden allein für das Heizen und Kühlen von Privathaushalten verwendet. Wenn die EU und Deutschland ihren Verpflichtungen nachkommen wollen, bis 2050 die erste klimaneutrale Wirtschaftsregion der Welt zu werden, ist eine Dekarbonisierung des Wohnungssektors nicht verhandelbar.“

Konkrete Pläne für die neue Tado-Geschäftsführung

Vorbehaltlich der Entscheidung der zuständigen Gremien ist derzeit vorgesehen, dass das Unternehmen zukünftig von Oliver Kaltner als CEO geführt wird. Der ehemalige CEO von Leica Camera führt leitet derzeit die Fritsch Group und fungiert als Chairman des Supervisory Board von Orderbird. Der Tado-Gründer Christian Deilmann (aktuell Managing Director) soll die Rolle des CPO übernehmen, sein Co-Founder Johannes Schwarz würde den Plänen nach CTO bleiben. Auch Emanuel Eibach soll auf dem Posten des CFO verbleiben. Gisbert Rühl soll den Vorsitz des Aufsichtsrats übernehmen in den auch Toon Bouten wechseln soll. Weitere Mitglieder des Aufsichtsrats sollen Josef Brunner, Petr Míkovec, und Maximilian Mayer werden.

Tado hat laut eigenen Angaben über 2 Millionen intelligente Thermostate verkauft. Die Produkte regeln und optimieren den Energieverbrauch in über 400.000 Gebäuden und Haushalten mit einer aggregierten Anlagenleistung von 7 GW, was etwa 7.000 mittelgroßen Windkraftanlagen entspricht. Damit habe die Technologie von Tado dazu beigetragen, 730.000 Tonnen CO2 einzusparen. Der Zusammenschluss soll es den Münchnern ermöglichen, ihre Wachstumspläne weiter zu beschleunigen und in ihre Produkt- und Technologieentwicklung zu investieren. Erst vor kurzem hatte Tado das Wiener Startup Awattar übernommen. Tado geht davon aus, bis 2025 einen Umsatz von mehr als einer halben Milliarde Euro zu erzielen.

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