Roman Huber, Geschäftsführer von Bayern Kapital.
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Green Technology im Kommen — Interview mit Roman Huber von Bayern Kapital

Ihr seid mit Eurem Startup im Bereich Software & IT unterwegs und auf der Suche nach Investment? Dann dürfte Euch interessieren, was Roman Huber, der Geschäftsführer von Bayern Kapital, zum Thema Software und IT zu sagen hat. Im Interview wollen wir von ihm wissen, welche Software-Startups für  Bayern Kapital, der Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern, besonders interessant sind, auf welche Entwicklungen in der Software- & IT-Branche er 2020 setzt und welche Startups ihn in letzter Zeit besonders beeindruckt haben.

Munich Startup: Wealthpilot, Daypaio oder Cliniserve — Bayern Kapital hat 2019 mehrmals in Münchner Startups investiert, die Software-Lösungen entwickeln. Was macht ein Software-Startup für Bayern Kapital überhaupt interessant?

Roman Huber: Uns interessieren vor allem B2B-Geschäftsmodelle mit klar erkennbarem Kundennutzen. Dabei ist entscheidend, dass die technische Entwicklungskompetenz im Unternehmen ist und die Gründer Markterfahrung haben. Und das Produkt muss echte Innovationen beinhalten. Worauf wir auch achten: Unsere Mitinvestoren sollten Branchenkompetenz haben.

Munich Startup: Ein Startup ist gerade auf der Suche nach Investoren — welche Voraussetzungen muss es erfüllen, um für eine Investment von Bayern Kapital in Frage zu kommen? Was wären die ersten Schritte?

Roman Huber: Wir sind im Bereich Deep Tech unterwegs und daher für Startups mit technischen Neuentwicklungen aktiv. Für die Beteiligungsentscheidung brauchen wir einen aussagekräftigen Businessplan, der auch eine ausführliche technische Roadmap beinhaltet. Natürlich muss ein grundsätzlicher Marktbedarf für die neuen Produkte erkennbar sein. Das Gründerteam muss die technische Kompetenz für die Kernelemente der neuen Technologie haben und zumindest Grobstrukturen des künftigen Vertriebs aufzeigen können.

Erster Schritt wäre, dass uns das Startup den Businessplan oder zumindest ein aussagekräftiges Pitchdeck zuschickt. Wir geben dann binnen zwei Wochen Feedback und laden, wenn es passt, zu einem ersten Treffen ein.

Beratertage für Startups

Kleiner Tipp: Das Netzwerk Baystartup organisiert regelmäßig Beratertage mit dem High-Tech Gründerfonds und uns. Das sollten Startups nutzen!

Einen Aspekt gilt es noch zu beachten: Aus EU-rechtlichen Gründen können wir den Beteiligungsvertrag nur in Kooperation mit einem vorher nicht beim Startup involvierten privaten Investor abschließen.

Munich Startup: Von welchen Entwicklungen in der Software- & IT-Branche werden wir Ihrer Meinung nach 2020 besonders viel hören?

Roman Huber: Ich glaube, vor allem in den Bereichen Machine Learning und Künstliche Intelligenz, Augmented Reality sowie Autonomous Devices oder Robotik werden wir in München in den kommenden Jahren viele spannende Projekte und Startups sehen. Das wird dann nicht nur für die hier im Stadtgebiet ansässigen Großunternehmen, sondern auch für Mittelständler in der Region hochinteressant sein. Ein weiterer Sektor, der in den nächsten Jahren einen starken Aufschwung erleben dürfte, ist Green Technology und hier insbesondere Green IT.

Munich Startup: Digitalisierung macht vor keinem Bereich halt — wie schätzen Sie den Stellenwert von Startups als Innovationstreiber ein?

Roman Huber: Kreative und unkonventionell handelnde Startups kommen beim Thema Digitalisierung oft einfacher und schneller voran als Akteure in lang bestehenden Unternehmen. Daher ist es kein Wunder, dass man dort verstärkt die Zusammenarbeit mit Startups sucht. Denen wiederum kann der ausgeprägte Marktzugang der etablierten Player sehr nutzen. 

Munich Startup: Gibt es ein Startup, das Sie in diesem Zusammenhang nachhaltig beeindruckt hat?

Roman Huber: Nicht nur eines — sondern einige. Wir haben in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von erfolgreichen Münchner Startups begleitet: Aktuell könnte man eGym, die den Markt für Fitnessstudios digitalisieren, sowie Workaround mit ihrem intelligenten Handschuh Proglove, der in Logistik und Produktion zum Einsatz kommt, nennen. 

Wichtiger Schritt: Größere inländische VC-Fonds

Munich Startup: Werfen wir abschließend noch einen Blick auf den Startup-Standort Deutschland. In Ihrem letzten Interview mit Munich Startup aus dem Jahr 2016 bemängelten Sie, dass Kapitalgeber in Ländern wie den USA offener gegenüber innovativen Unternehmensansätzen wären. Hat sich Ihrer Meinung nach diesbezüglich in den letzten Jahren etwas zum Positiven verändert? Und falls nicht: Welche Maßnahmen wären nötig, um daran etwas zu ändern?

Roman Huber: Meine Bemerkung bezog sich damals auf die Finanzierungsengpässe, die es vor allem für Vorhaben mit erheblichem technischem Risiko und damit oft längerer Realisierungsdauer gab und durchaus immer noch gibt. Gerade bei Finanzierungen für Startups in der Wachstumsphase gibt es noch einiges zu tun, da hier nicht selten zweistellige Millionenbeträge erforderlich sind, damit die Marktchancen im In- und Ausland mit voller Dynamik genutzt werden können.

Aber es hat sich in der Tat einiges positiv verändert: Deep Tech wird nun endlich von neuen privaten Fonds zum Thema gemacht. Da wir uns als Partner der privaten Fonds verstehen, begrüßen wir das sehr. Zudem scheinen die politischen Weichenstellungen zum Zukunftsfonds für Deutschland in Milliardenhöhe erfolgversprechend. In absehbarer Zeit könnten mehr und vor allem auch wesentlich größere inländische VC-Fonds entstehen, die in der Lage sind, das nötige Kapital für die Expansion von Startups bereitzustellen. Das wären wichtige Schritte. 


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