© Thomas Mehringer / Bayerischer Rundfunk

Zündfunk Netzkongress: Über Future, Fake und Fun

Motto des diesjährigen Zündfunk Netzkongresses: „What the F…?“ – Intuitiv möchte man „Fuck“ ergänzen! Dass das „F“ aber auch für Feminism, Fake, Fun, Fan, Freedom oder Future stehen kann, wollte der Netzkongress am vergangenen Wochenende im Münchner Volkstheater aufzeigen. Und bot bei seinem fünfjährigen Jubiläum ein Programm, das informativ, spannend und dabei auch richtig unterhaltsam war.

Setzen sich Elon Musk, Mark Zuckerberg & Co. in naher Zukunft, das ewige Leben in der Tasche, gen Mars ab und lassen uns, das Internetproletariat, auf der Erde zurück, kontrolliert und gesteuert von ihren mächtigen Internetkonzernen? Ein interessantes und auch düsteres Szenario, das Ole Reißmann von bento gleich zu Beginn des Zündfunk Netzkongresses 2017 skizziert. Und dabei die Frage stellt, ob die Zukunft wirklich noch so weit weg ist?

Wer die Daten hat, hat die Macht

Zündfunk Netzkongress 2017
„What the Freedom! Der Kampf um digitale Macht“ mit Jan Philipp Albrecht (2. v. l.), Shahak Shapira (3. v. l.) und Constanze Kurz (2. v. r.). (© Thomas Mehringer / Bayerischer Rundfunk)

Dass wir uns sorgen — oder uns zumindest damit beschäftigen sollten — was mit unseren Daten passiert, da ist sich auch Jan Philipp Albrecht im anschließenden Panel „What the Freedom! Der Kampf um digitale Macht!“ sicher. In seiner Funktion als Europa-Abgeordneter für die Grünen hat er als Berichterstatter im Europäischen Parlament die Europäische Datenschutzverordnung mit auf den Weg gebracht. Ein Regelwerk, das unter anderem den Schutz von personenbezogenen Daten innerhalb der EU sicherstellen soll. Für Albrecht ist klar: Wer die Daten hat, hat die (Markt-)Macht. Und damit auch eine Macht über jeden einzelnen von uns.

Was Shahak Shapira — ebenfalls Teilnehmer des Panels — nicht so schlimm findet, da er keinen Anspruch auf Anonymität im Internet hat. Er ärgert sich vielmehr über Großkonzerne wie Twitter, die auf seine gemeldeten Hasskommentare nicht reagieren, geschweige denn sie löschen. Seine Kunstaktion vor der Twitter-Deutschland-Zentrale in Hamburg sollte darauf aufmerksam machen. Für Constanze Kurz, Sprecherin des Chaos Computer Clubs und ebenfalls Panel-Teilnehmerin, führen solche Aktionen nur dazu, dass Soziale Netzwerke wie Twitter eine automatische Löschfunktion einführen werden, die  Satire – oder Kunstaktionen  nicht von Hasskommentaren unterscheiden kann. Ihrer Meinung nach benötigt das Thema „Hass in Sozialen Netzwerken“ keine voreilige Lösung, sondern einen vielschichtigen gesellschaftlichen und politischen Diskurs.

Zündfunk Netzkongress 2017
Shahak Shapira und Constanze Kurz im Gespräch. (© Thomas Mehringer / Bayerischer Rundfunk)

Nach diesem deepen Einstieg lassen wir uns auf der kleinen Bühne von Elisabeth Gamperl und Katharina Brunner, beides Datenjournalistinnen von der Süddeutschen Zeitung, erklären, wie Instant Messaging unsere Freundschaften verändert. Beide sind sich sicher, dass wir uns in unseren Freundschaften so nahe sind wie noch nie: Distanzen spielen keine Rolle mehr und wir haben unsere Freunde immer in der Hosentasche dabei.    Ein Lob  auf das Smartphone also, dem sich Dirk von Gehlen, seines Zeichens Redakteur der SZ, im gleichnamigen Vortrag anschließt: Er zeigt sich genervt von der Stigmatisierung des Smartphones und von der Tatsache, dass Smartphones in Klassenzimmern verboten sind. In seinen Augen handelt es sich dabei um das wichtigste Werkzeug unserer Zeit, zu dem vor allem die nächsten Generationen ein gesundes und positives Verhältnis entwickeln sollten.

„Das sicherlich kleine, fünfjährige Jubiläum war  ein großer Erfolg“

Zündfunk Netzkongress 2017
© Thomas Mehringer / Bayerischer Rundfunk

Positiv gestimmt zeigt sich auch Jan-Michael Heiermann, Redaktionsleiter von Zündfunk, über die diesjährige Veranstaltung:

„Das sicherlich kleine, fünfjährige Jubiläum war aus Sicht des Zündfunks ein großer Erfolg. Wir wollten erreichen, dass die Besucherinnen und Besucher diskutieren, streiten, sich austauschen, Spaß haben – und ich finde, dass wir das für unsere 700 Gäste einlösen konnten. Wir haben das aus dem Netz entlehnte Kürzel WTF als Motto der Veranstaltung neu aufgeladen. WTF stand für ‚What the Freedom‘, ‚What the Fiction‘ oder eben auch ‚What the Fuck‘, was uns erlaubt hat, eine Vielzahl an relevanten Themen abzubilden und mit einer Haltung zu versehen. Das zeigte sich in Diskussionen und Panels um Genderthemen oder neue politische Strömungen, um philosophische Grundfragen, wie die nach der Unsterblichkeit oder auch nach der Liebe in Zeiten von Instagram. Unter den Themen gab es wie immer Dauerbrenner, etwa die Frage nach der Überwachung durch Konzerne oder Staaten, aber auch überraschend Neues, etwa den Versuch, ein Gespräch auf der Bühne mit einer Schalte in die Vereinigten Staaten von Amerika im virtuellen Raum zusammenzuführen.“

Zündfunk Netzkongress 2017
Full House. (© Thomas Mehringer / Bayerischer Rundfunk)

„Spannendster gesellschaftspolitischer Kongress, den ich kenne“

Und auch die Teilnehmer fanden lobende Worte für den Netzkongress — standesgemäß natürlich auf Twitter:

Wer noch mehr über den Zündfunk Netzkongress 2017 lesen möchte, der findet einen ausführlichen Bericht auf zuendfunk-netzkongress.de.

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