Viele Wissenschaftler zögern, als Unternehmer von ihrem Knowhow zu profitieren. Doch in einer Hinsicht übertreffen wissenschaftliche Gründer ihre übrigen Kollegen deutlich.
Nur jeder sechste Wissenschaftler (17 Prozent), der vor drei Jahren eine Gründungsidee hatte, hat sich seitdem auch selbstständig gemacht. Ein Viertel hat die Gründung völlig aufgegeben, 60 Prozent haben den Schritt in die Selbstständigkeit auf die Zukunft aufgeschoben. Die meisten derer, die eine Gründung wagten, betreiben diese nur im Nebenerwerb. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn. Ein Forscherteam des IfM Bonn und der Universität Siegen befragte im Abstand von drei Jahren mehr als 7.000 Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen zu ihrer Gründungsneigung.
Die häufigsten Gründe für einen Abbruch des Gründungsvorhabens liegen im fehlenden Geschäftskonzept (72 Prozent), mangelnder Marktkenntnis (46 Prozent) und der Angst vor dem Scheitern (45 Prozent). Die meistgenannten Hemmnisse derer, die ihr Vorhaben aufschieben, sind fehlende finanzielle Mittel (56 Prozent), ebenfalls mangelnde Marktkenntnisse (55 Prozent) sowie zu geringe kaufmännische und rechtliche Kenntnisse (52 Prozent). Die größten Hürden liegen demnach im praktisch-unternehmerischen Wissen. Dr. Simone Chlosta vom IfM Bonn fasst zusammen:
„Es gibt eine Diskrepanz zwischen der Gründungsneigung und der Umsetzung der Gründungsidee: Jeder vierte Wissenschaftler kommerzialisiert nicht seine Idee, obwohl es an vielen Hochschulen Gründungsbüros gibt. Diejenigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die jedoch das Beratungsangebot in Anspruch nehmen, starten erfolgreicher in die Selbstständigkeit als diejenigen, die diese Angebote nicht nutzen.“
Wissenschaftler gründen nachhaltiger
Haben Wissenschaftler allen Hindernissen zum Trotz gegründet, sind die Vorhaben offenbar gut durchdacht: Die Überlebensquote wissenschaftlicher Gründungen übertrifft deutlich die aller junger Unternehmen. Prof. Dr. Arndt Werner von der Universität Siegen sagt:
„Bei den wissenschaftlichen Gründungen, die schon vor drei Jahren bestanden, sind immerhin noch mehr als drei Viertel unternehmerisch tätig. Dies ist ein überdurchschnittlicher Wert, da deutschlandweit rund 40 % der neugegründeten Unternehmen nach drei Jahren nicht mehr am Markt vorhanden sind. Gründungen von Wissenschaftlern sind folglich sehr bestandsfest.“
Erfreulich findet Werner es auch, dass knapp zwei von fünf neugegründeten Unternehmen nicht nur Stellen geschaffen hätten, sondern jedes dritte Unternehmen auch Neueinstellungen plane.